Eine Frage der Größe: Wie wächst mein Kind?
Perzentil- was? Wenn Sie im Gelben Heft, das Sie bei der Geburt Ihres Kindes erhalten haben, einmal ganz nach hinten blättern, sehen Sie die sogenannten Perzentilkurven – Wachstumskurven. Diese Perzentilkurven, eine kurze Checkliste und entsprechende Vorsorgemaßenahmen helfen, eine Wachstumsstörung frühzeitig zu erkennen. Erfahren Sie hier, welche Zielgröße Ihr Kind haben könnte. Die präzise Zielgröße lassen Sie bitte durch einen Arzt ermitteln
Wachstumsstörung: Wächst mein Kind zu wenig?
Dieses Beispiel zeigt wie eine Wachstumsstörung aussehen könnte: Das Mädchen (blaue Kurve) ist in den ersten 3 Lebensjahren eher groß im Vergleich zu seinen Altersgenossinnen gewesen. Ab dem 4. Lebensjahr sieht man aber, dass die Kurve des Mädchens auf das 50. Perzentil (P50) und später sogar noch weiter bis unter das 3. Perzentil (P3) abfällt. Für ein Kind, das etwas kleinere Eltern hat und von Anfang an auf dem 3. Perzentil wächst und dessen Wachstum sich im weiteren Verlauf immer etwa auf der P3 bewegt, wäre das Wachstum altersgerecht. Bei einem Kind, das wie im Beispiel abgebildet, im Laufe der Entwicklung von seinem Perzentil (P97) – also von seiner ungefähren Zielgröße – stärker abweicht, muss durch geeignete Untersuchungen herausgefunden werden, welche Ursache zu Grunde liegt.
Gewusst wie – Perzentilkurven leicht selber lesen
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung trägt der Kinderarzt die Größe und das Gewicht Ihres Kindes in das gelbe Kinderuntersuchungsheft (Gelbes Heft) ein, um den Verlauf seines Wachstums zu dokumentieren. Auf diese Weise lassen sich Abweichungen von der normalen Wachstumsentwicklung schnell feststellen.
Bei Kindern, die jedoch schon zu klein und/oder zu leicht auf die Welt kommen (SGA), eine genetische Erkrankung oder schon im Säuglingsalter eine chronische Erkrankung haben, kann es vorkommen, dass sie schon von Beginn an auf einem Perzentil – also einer Wachstumskurve – wachsen, die eigentlich nicht dem Wachstum entspricht, welches das Kind basierend auf der Größe der Eltern, und möglichen weiteren Einflussfaktoren, haben sollte.
Perzentilkurven stellen bezogen auf das Alter und Geschlecht die Verteilung der Körpermaße für Größe und Gewicht in der Normalbevölkerung dar. Dabei spiegeln die untere Linie (P3) und die obere Linie (P97) die Normbereichsgrenzen wider: Die P3-Kurve bildet die untere Grenze, unter der 3 Prozent der Kinder in der jeweiligen Altersgruppe liegen, die am kleinsten sind. Die P97-Kurve ist die obere Grenze und bedeutet, dass 97 Prozent der Kinder in der Altersgruppe kleiner sind und nur 3 Prozent größer weil deren Messwerte oberhalb dieser Linie liegen.
Die Perzentilkurve Ihres Kindes richtet sich nach der entsprechenden, genetischen Zielgröße. Von dieser sollte Ihr Nachwuchs nicht über längere Zeit nach unten oder nach oben abweichen. Stellt Ihr Kinderarzt eine Wachstumsstörung fest, ist ein Besuch beim Kinderendokrinologen empfehlenswert, der nach den Ursachen für die Abweichungen in der Wachstumsentwicklung forschen kann.
Ganz allgemein betrachtet, beträgt die durchschnittliche Körperlänge eines Neugeborenen ca. 51 cm bei Mädchen bzw. 52 cm bei Jungen. Das Geburtsgewicht liegt bei Jungen im Schnitt bei ca. 3500 g und bei Mädchen bei ca. 3400 g. Diese Werte gelten für termingerechte Geburten, d.h. für Kinder, die zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen.
Eine Wachstumsstörung frühzeitig erkennen
Je früher, desto besser: Bitte beachten Sie folgende vorbeugenden Maßnahmen, um eine mögliche Wachstumsstörung rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu können:
- Besuchen Sie regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt.
- Bringen Sie zu den Terminen immer das Gelbe Heft mit, damit der Kinderarzt die aktuelle Körpergröße und das Gewicht Ihres Kindes eintragen kann.
- Beobachten Sie, ob Ihr Kind auf seiner entsprechenden Perzentilkurve wächst und nicht längere Zeit davon abweicht.
- Scheuen Sie bei Auffälligkeiten nicht davor, einen Spezialisten (Kinderendokrinologen) zurate zu ziehen.
Schnell gecheckt: Zeit für einen Arzttermin?
Da das während der Pubertät gebildete Sexualhormon die Knochen reifen lässt, ist mit dem Pubertätsende das Wachstum abgeschlossen. Das frühzeitige Erkennen einer Wachstumsstörung ist daher maßgebend. Hinter den Anzeichen einer Wachstumsstörung können sich aber auch andere Krankheiten oder Störungen verbergen. Um die Ursache also schnellstmöglich zu klären, ist ein frühzeitiger Arztbesuch ratsam.
Treffen einige der folgenden Aussagen auch auf Ihr Kind zu?
Bitte beachten Sie:
Nicht nur ein Hormonmangel, sondern auch andere Ursachen können einer Wachstumsstörung zu Grunde liegen. Genetische Erkrankungen (wie z. B. das Ullrich-Turner-Syndrom bei Mädchen), chronische Erkrankungen der Organe (z. B. Niereninsuffizienz, Erkrankungen der Lunge oder des Magen-Darmtraktes), aber auch körperliche Reifungsverzögerungen durch späten Pubertätsbeginn und Entwicklungsstörungen können die Ursache sein. In seltenen Fällen können auch angeborene Stoffwechseldefekte und genetisch bedingte Störungen der Skelettentwicklung (z.B. Hypochondroplasie, SHOX-Defizienz) zu einem Kleinwuchs führen.